Der Mittelhamster und seine artgerechte Haltung


Vorwort

Bevor man sich dazu entschließt, einen Hamster anzuschaffen, sollte man sich ausführlichst über die Lebensweise und die Bedürfnisse dieser kleinen Nager informieren.

 

Auch, wenn es sich beim Hamster um ein sehr beliebtes Haustier in Deutschland und der Welt handelt, so werden diese Tiere leider oftmals belächelt, als anspruchslos, ja nahezu wertlos angesehen und sind für viele somit "nur" ein Hamster, der ohnehin nicht alt wird und von daher keine aufwändige Ausstattung oder Behandlung benötigt.

 

Beschäftigt man sich jedoch näher mit diesen faszinierenden Tieren, so merkt man schnell, dass dem nicht so ist. Es benötigt eine Menge Zeit, Geduld, Verständnis, Wissen, Erfahrung und auch Geld, um einem Hamster gerecht zu werden. Man muß sich immer vor Augen halten, dass es sich hierbei um ein Lebewesen handelt, für welches man die Verantwortung übernehmen möchte.

 

Leider ist auch in der heutigen Zeit gute Beratung in Zoohandlungen Mangelware, während die Regale mit überflüssigem, nicht artgerechtem, ja sogar tierschutzwidrigem Zubehör und minderwertigem Futter gut gefüllt sind. Die dort angebotenen Tiere stammen in der Regel aus unseriösen Massenzuchten, deren einziges Credo der rollende Dollar ist. Hierbei sind insbesondere Kinder die besten Kunden und so wundert es nicht, dass viele Hamster schnell wieder von ihren Besitzern abgestoßen oder gar ausgesetzt werden, da die Lebensweise des Tieres nicht mit dem Willen und den Vorstellungen des Kindes oder des Besitzers korrespondiert. Hamster sind weder Kuscheltiere, noch Spielzeug, noch Dekoration.

 

Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige Online-shops, die artgerechtes Zubehör und Futter anbieten und somit eine Alternative zu den üblichen Zoogeschäften schaffen. Wir selber haben unsere eigene futtermischung entwickelt, die wir erfolgreich verfüttern.

 

Im Folgenden stelle ich einige kurze Informationen über den Mittelhamster und dessen artgerechte Haltung zusammen, um dem potentiellen Hamsterbesitzer einen kleinen Überblick zu geben.


Der Mittelhamster

Der Mittelhamster (Mesocricetus), im allgemeinen Sprachgebrauch meist Goldhamster (Mesocricetus auratus), langhaarige Exemplare Teddyhamster genannt, ist ein Säugetier und gehört zur Familie der Wühler. Er kann 14 - 19 cm groß werden und 80 - 180 g schwer. In einzelnen Fällen wogen Weibchen auch schon über 200 g.

 

Der ursprüngliche Lebensraum des Nagers ist die mitllerweile fruchtbare Hochebene von Aleppo in Syrien. Er lebt in unterirdischen Bauen mit Kammern und Gangsystemen. Er ist nacht- bzw. dämmerungsaktiv, schläft tagsüber und darf daher am Tage nicht gestört werden. Manche Exemplare lassen sich jedoch auch zeitweise in den Vormittags- oder späten Nachmittagsstunden sehen. In seinen Aktivzeiten am Abend, in der Nacht und den frühen Morgenstunden legt er in der Natur viele Kilometer zurück auf der Suche nach Nahrung oder zur Paarung. Wir haben in einer Nacht, per Fahrradcomputer am Laufrad, Laufstrecken von bis zu 22 km in Gefangenschaft messen können. Dies zeigt den enormen Bewegungsdrang dieser Spezies.

 

Hamster sind solitär lebende Tiere, d. h. sie sind strikte Einzelgänger (auch in Gefangenschaft) und kommen nur zur Paarung zusammen. Das Weibchen ist etwa alle vier Tage paarungsbereit und zieht ihre Jungen alleine auf bis diese nach vier bis acht Wochen von dem Muttertier vertrieben werden.

 

Die Lebenserwartung beträgt im Durchschnitt ca. zwei bis drei Jahre. Ihre Sehkraft ist nicht übermäßig ausgeprägt. Nahbefindliche Objekte und schnelle Bewegungen werden eher erfasst als entfernte. Bestimmte Lichtspektren, wie z. B. Rot, können nicht wahrgenommen werden. In der Dunkelheit orientiert sich der Hamster daher über seinen ausgezeichneten Geruchs- und Gehörsinn, sowie seine Tasthaare (Vibrissen). Seine Flankendrüsen nutzt er zum Markieren seines Revieres. Mit Hilfe seiner Backentaschen kann er größere Mengen an Nahrung und Nistmaterial transportieren.


Das Gehege

Die Mindestgräße für ein artgerechtes Gehege beträgt 100 x 50 x 50 cm. Jedoch gilt: je größer, desto besser, da Hamster einen starken Bewegungsdrang haben und auch in der Natur weite Strecken zurücklegen. Ebenen werden nicht zur Grundfläche hinzugezählt.

 

Als Gehege eignen sich z. B. Aquarien, Terrarien und Eigenbauten. Hierbei muß eine ausreichende Belüftung gewährleistet sein. Ein entsprechend großer Gitterkäfig aus dem Zoofachhandel sollte immer zweite Wahl sein.  Wenn, dann sollte der Gitterabstand max. 8 mm betragen.


Die Einstreu

Als Einstreu eignet sich insbesondere Holzgranulat, Hanf-, Leinen- oder Birkeneinstreu. Normale Heimtierstreu sollte möglichst ohne größere und spitze Holzreststücke, ohne Duft- und Farbzusätze sein. Um Augen und Atemwege, sowohl von Tier als auch Mensch, zu schonen, sollte die Einstreu möglichst staubarm oder sogar staubfrei sein. Die Einstreuhöhe sollte mindestens 15 cm betragen. Da Hamster zu den Wühlern gehören, bieten sich auch Tiefstreubereiche im Gehege an, wo er nach Herzenslust buddeln kann.


Die Einrichtung

Als Schlafhaus eignen sich sogenannte Mehrkammerhäuser, da Hamster in der Natur auch mehrere zweckmäßige Kammern in ihren Bauen nutzen. Die Kammern sollten groß genug sein, um eine ausreichende Bewegungsfähigkeit zu gewährleisten. Zudem sollte das Dach abnehmbar sein, um eine leichte Nestkontrolle zu ermöglichen. Der Durchmesser für Eingangsöffnungen sollte mindestens 7 cm betragen.

 

Hamster sind wahre Künstler, wenn es darum geht, sich ein Nest zu bauen. Als Nistmaterial empfehle ich unbedrucktes, chlorfrei gebleichtes, unparfümiertes Toilettenpapier, sowie weiches Heu. Von Hamsterwatte oder Papierstreifen ist Abstand zu halten, da es zu Abschnürungen, Verletzungen oder Tod kommen kann. Auch die oftmals hochgepriesene Kapokwolle kann ich nicht empfehlen, da ich es schon erlebt habe, dass Tiere Verstopfungen hatten bzw. ellenlangen Kot ausgeschieden haben, nachdem sie beim Nestbau etwas davon verschluckt hatten.

 

Um Ebenen zu belegen, eignet sich Hanfmatte. Sie sorgt für einen guten Grip und wird gern zum Nestbau zerzupft.

 

Plastik- oder Stoffgegenstände haben, bis auf Laufrad oder Trinkflasche, nichts im Gehege zu suchen. Stattdessen sollten Einrichtungsgegenstände und Verstecke aus Naturmaterialien bestehen, jedoch nicht aus Nadelholz. Geeignet sind z. B. Korkröhren, Grasnester (ohne Drahtgestell), Weidenbrücken, Tonhäuser, Weidentunnel oder Rebstöcke. Bei allen Gegenständen sollte vor ihrem Einsatz geprüft werden, ob irgendwo scharfe oder spitze Kanten entfernt werden müssen, da diese zu Verletzungen führen können.

 

Ein Sandbad sollte ebenfalls zur Fellpflege vorhanden sein. Hierzu eignet sich bevorzugt rundkörniger Chinchilla-Badesand, welcher aus Quarzsand besteht und sehr staubarm ist. Attapulgit- und sepiolithhaltiger Badesand ist zwar verwendbar, jedoch steht er im Verdacht krebserregend zu sein. Dies ist für die relativ kurze Lebenszeit des Hamsters zwar eigentlich uninteressant, jedoch nicht für den Besitzer, der öfters oder ständig Tiere hält und deren Sand ausgetauscht oder aufgefüllt werden muss. Bimsstein staubt oftmals sehr stark trotz guter Saugfähigkeit. Vogelsand oder Spielsand sind ungeeignet.

 

Um dem enormen Bewegungsdrang dieses Nagers gerecht zu werden, wird ein Laufrad benötigt. Dieses sollte einen Durchmesser von mindestens 28 cm, eine geschlossene Lauffläche haben und ohne Schereneffekt sein, um Verletzungen und Fehlhaltungen zu vermeiden.

 

Natürlich darf ein Futternapf nicht fehlen, sowie ein Wassernapf oder eine Trinkflasche. Die Näpfe sollten nach Möglichkeit auf einem festen Untergrund stehen, um ein Umkippen zu vermeiden.

Folgende Gegenstände gehören definitiv nicht in ein artgerechtes Hamstergehege oder Auslauf:

 

-Gitterebenen

-Hamsterwatte

-Lauf- oder Joggingbälle

-Lauf-Autos ( Beispiel s. Foto )

-Heu- oder Futterbälle

-Salz- oder Minerallecksteine

-giftige oder exotische Pflanzen zur Deko

-Stromkabel


Auslauf

Wie bereits mehrfach erwähnt, hat der Goldhamster einen starken Bewegungsdrang und legt in der Natur auf seinen nächtlichen Streifzügen weite Strecken zurück.

 

Da in Gefangenschaft die Größe eines Hamsterrevieres nur ansatzweise durch ein großes Gehege "simuliert" werden kann, ist es ratsam, dem Tier zusätzlich regelmäßig einen Auslauf anzubieten, in welchem ihm weitere Beschäftigungs-, Wühl- oder Bewegungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dieser kann sowohl in einem Zimmer, als auch in einem eingegrenzten Bereich des Zimmers erfolgen und sollte mindestens 30 Minuten dauern. Einfache Absperrungen lassen sich zum Beispiel mit Pappelsperrholzplatten errichten, diese sollten nicht unter 1 qm Grundfläche haben. Auch hier gilt: je größer, desto besser.

 

Neben dem separaten Laufrad für den Auslauf kann man auch einen Laufteller aufstellen, der sehr gern angenommen wird, eine Buddelkiste mit Maisspindelgranulat oder Chinchillasand, diverse Röhren oder Weidenbrücken, Steine oder Ähnliches zum Klettern, ein zusätzliches Mehrkammerhaus, falls sich das Tier zwischendurch ausruhen möchte, sowie ein wenig Futter und Heu. Hier kann man sehr kreativ sein, solange es sich um eine artgerechte Ausstattung handelt.

Bei glatten Untergründen wie Fliesen, Parkett oder Laminat sollte man außerdem zusätzlich einen waschbaren Teppich oder ein altes Laken unterlegen, damit das Tier beim Laufen nicht wegrutscht oder sich beim Schlafen in Häuschen oder Ecke verkühlt.

 

Desweiteren ist darauf zu achten, dass der Auslauf stets gesichert und unter Aufsicht erfolgt. Andere Haustiere mit stark ausgeprägtem Jagdinstinkt, sollten für die Zeit des Auslaufes den Raum verlassen bzw. generell keinen Zutritt zu den Räumlichkeiten haben, in denen sich ein Hamster befindet.