Verhalten und Zähmung


Grundsätzlich handelt es sich beim Mittelhamster um ein solitär lebendes Tier, d. h. es lebt als Einzelgänger und kommt nur zur Paarung mit anderen Artgenossen zusammen. Treffen sie außerhalb des Paarungsrituals zusammen, kann es daher zu erbitterten, blutigen und auch tödlichen Kämpfen kommen.

Somit ist es für die Haltung von Mittelhamstern von enormer Wichtigkeit, darauf zu achten, dass die Tiere ab etwa der 8. Lebenswoche (je nach Verhalten, Geschlechtertrennung ohnehin mit dem 28. Tag) strikt einzeln in entsprechend artgerechten und naturnahen Gehegen gehalten werden. Es muß hierbei immer zuerst der Komfort und die Sicherheit für das Tier beachtet werden und nicht die optische Schönheit des Geheges durch den Besitzer.

 

Desweiteren sind Hamster dämmerungs- bzw. nachtaktive Tiere, die in der Regel nur im Schutze der Dunkelheit ihre Baue verlassen, um sich auf die Suche nach Futter zu machen oder zur Paarung. Daher ist insbesondere der Mittelhamster nicht als Haustier für Kinder geeignet, da oft erwartet wird, dass er auch am Tage aktiv ist, als Spielkamerad oder Kuscheltier fungiert und hierfür aus seinem Schlaf gerissen wird. Ebenso können andere Haustiere mit stark ausgeprägtem Jagdinstinkt den Hamster gefährden, erschrecken oder ängstigen. Dies kann zu aggressiven Verhaltensstörungen und Bissigkeit, aber auch zu Scheu und sogenannten "Phantomhamstern" führen.

 

Hamster sind sehr aufmerksame, sensible und intelligente Tiere, die stark auf Veränderungen, Gerüche, Geräusche, Bewegungen in ihrem Umfeld und das Verhalten des Besitzers reagieren. Mit ihren Flankendrüsen (beim Zwerghamster die Bauch- bzw. Ventraldrüse) markieren sie ihr Revier und ihre Wege innerhalb des Geheges. Jede größere Veränderung kann Irritationen und Verhaltensänderungen hervorrufen. Selbst ein liebevoll gebackener Hamsterkräcker kann schon Schuld daran sein, dass sich ein Tier aufgrund des fremden Geruches in seinem Gehege zurückzieht oder in extreme Unruhe verfällt. Daher sind solche Stressfaktoren und auch Komplettreinigungen des Geheges unbedingt zu vermeiden.

Ebenso können wechselnde Seifen, Handcremes, Parfums an Körper und Handgelenk oder lackierte Fingernägel des Besitzers zu Unbehagen und Missverständnissen führen. Eine stressarme Umgebung ist insbesondere in den Ruhephasen am Tage zu gewährleisten und Störfaktoren wie z. B. laute Musik oder ein lauter Fernseher, Baulärm oder der Gebrauch des Staubsaugers sind auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Mehrere Gehege in einem Raum unterzubringen, ist normalerweise unproblematisch. Es kommt jedoch vor, dass sich manche Tiere über Ruflaute verständigen, insbesondere wenn Weibchen alle vier Tage im Östrus, also paarungsbereit, sind. Aber auch miteinander verwandte Tiere können auf diese Art und Weise kommunizieren.

 

Hamster nehmen in hohem Maße Misstrauen oder Ängste des Besitzers wahr, z. B. vor Bissigkeit, schnellen Bewegungen des Tieres, Springen aus der Hand usw.. Ein verunsicherter Besitzer vermittelt dem Tier diese Unsicherheit und es kommt meist zu einem unerwünschten Verhalten des Tieres. Natürlich muß man - auch bei zahmen Tieren und erfahrenen Hamsterbesitzern - immer damit rechnen auch einmal gebissen zu werden, dieses resultiert - wenn man ehrlich zu sich ist - in der Regel meist aus seinem eigenen Fehlverhalten oder einem Missverständnis heraus und darf nicht zu Lasten des Tieres gehen, z. B. wenn die Finger nach Lebensmitteln oder Leckerchen riechen oder der Hamster unvorbereitet angefaßt wird.

 

Sicherlich gibt es auch Hamster, die von kleinauf zahm und zutraulich sind. Die Regel ist es nicht und man muß sich das Vertrauen erarbeiten. Dazu muß man vor allem folgende Eigenschaften mitbringen: Geduld, Ruhe und Gelassenheit! Insbesondere bei Jungtieren bis zu einem Alter von ca. 2 - 5 Monaten werden verschiedene Verhaltensphasen durchlaufen. Das ist zum Einen die anfängliche Babyscheu und zum Anderen eine Art "Pubertät", in der Frechheit, Unruhe und Austesten an der Tagesordnung sind. In diesen Phasen ist es enorm wichtig Kontakt zum Hamster zu knüpfen, um ihn an seinen Besitzer zu gewöhnen und auf die Hand zu prägen. Dies erleichtert den Umgang mit dem Tier in Alltagssituationen wie Gehegereinigung und Fütterung, aber auch in Krankheitsfällen, wenn eine medizinische Untersuchung oder Medikamentengabe erfolgen muß.

 

In den ersten Tagen nach dem Einzug gönnt man dem Tier im Großen und Ganzen seine Ruhe, damit es sich an die neue Umgebung gewöhnen  und sein neues Revier erkunden und markieren kann. Dennoch sollte man nicht auf Kontakt verzichten und bei Arbeiten im Gehege, z. B. Fütterung oder Reinigung der Kloecken, immer ruhig und leise mit dem Tier sprechen und sich langsam und nicht hektisch dabei bewegen. Ein vorsichtiges, neugieriges Schnüffeln oder sogar Lecken an Fingern, Hand oder Handrücken sollte toleriert werden ohne diese ängstlich zurückzuziehen.  Manches Tier schreckt erst einmal vor dem fremden Geruch zurück, doch siegt meist die Neugierde vor der Angst, und es kommt zurück für einen neuen Test. Dann kann man versuchen, durch zartes Berühren der Flanken weiterzukommen. Um den Hamster darauf aufmerksam zu machen, dass man in seiner Nähe ist, kann man außerdem leise in der Streu rascheln oder leicht an einen Holzgegenstand klopfen oder daran kratzen. Einige Tiere reagieren auch darauf, wenn man ihren Namen ruft.

 

Seinen Hamster sollte man immer im wachen Zustand aus dem Gehege nehmen, da er sonst schreckhaft und unwirsch reagieren kann. Meist muß er sich nach dem Aufstehen erst einmal ausgiebig putzen und die Pipiecke aufsuchen, weshalb ein Herausnehmen unmittelbar nach dem Aufstehen nicht ratsam ist.

Herausnehmen sollte man das Tier immer mit zwei Händen und einer schaufelartigen Bewegung, seitlich von rechts und links, niemals von oben oder von vorne. Sodann sollten die Hände zu einer Höhle geformt werden. Zudem sollte man das Tier an seine Brust führen, um eventuellen Spring- oder Fluchtversuchen entgegenwirken zu können. So kann man es unter beruhigendem Zureden zum Auslauf tragen oder sich beispielsweise auf Sofa oder Teppich setzen, um es auf Beinen oder Körper laufen zu lassen und sich miteinander vertraut zu machen. Wichtig ist immer, dass der Hamster häufigen Körperkontakt zu seinem Menschen hat, dass er die Stimme kennenlernt, die Bewegungen und Gerüche des Besitzers. Ein Herausnehmen mit Handschuhen oder die Nutzung eines Behältnisses als "Hamstertaxi" hierfür ist auf Dauer kontraproduktiv für die Vertrauensbildung sowie den natürlichen und selbstverständlichen Umgang mit seinem Hamster. Das Halten mit nur einer Hand sollte nur geübten Haltern überlassen werden, die das Tier mit ihren Fingern entsprechend abstützen und sichern können.

 

Natürlich kann man von einem Hamster nicht erwarten, ein Kuscheltier zu werden, das ist auch nicht der Sinn der Sache und jedes Tier hat seinen eigenen Charakter. Dennoch kann es durch intensive Beobachtung, Beschäftigung und Kontakt mit seinem Hamster zu einer Art "Freundschaft" kommen, die von Verständnis und Vertrauen geprägt ist. Und das macht die Hamsterhaltung so faszinierend und besonders. Wer sich für diese wunderbaren Tiere öffnet, läßt Ruhe und Entspannung, Freude, Lachen und Liebe in sein Herz.